PROJEKTE – Europäisches Hansemuseum
Als Teil des 2015 eröffneten Europäischen Hansemuseums wurde unterhalb des alten Burgklosters an der Untertrave ein Neubau über der archäologischen Grabung und den Resten verschiedener Bestandsgebäude errichtet. Dem heutigen Besucher präsentiert sich die archäologische Momentaufnahme einer Ausgrabungsstätte, die Relikte verschiedener Epochen aus diversen Materialien umfasst sowie den anstehenden Boden mit ablesbaren Schichtprofilen. 2013 wurde RAO mit der Transformation eines bis dato Außenraumes in einen musealen Innenraum beauftragt. Hauptaufgaben für unser Team waren neben einem konservatorisch und museumsdidaktisch adäquaten Umgang mit dem anstehenden Erdreich und der Konservierung zu präsentierender Originale auch die getreue Rekonstruktion zu ersetzender archäologischer Objekte.
In Bereichen des Grabungsareals, in denen die Konservierung der Bodenschichten aufgrund unkontrollierbaren Wassereintrags und einer Vielzahl an enthaltenen organischen Materialien nicht zu realisieren war, wurden diese nach wissenschaftlicher Dokumentation und Abtragung durch Rekonstruktionen ersetzt. Als Grundlage für die Produktion von Kopien wurde der betreffende Bodenbefund in einem Fall im 3D-Laserscanverfahren dokumentiert und im Sanddruckverfahren reproduziert. Von Objekten aus organischen Materialien, namentlich bauliche Strukturen aus Holz, wie Wasserleitungssysteme, Brunnen und ähnliches wurden originalgetreue Kopien im Silikonabformverfahren angefertigt.
Im Fall des Bodenbefundes führte Firma Trigonart für uns einen 3 D Scan der Oberfläche durch. Auf Basis des errechneten 3D-Models wurde dann eine 12-teilige 1:1 3D-Scan-basierte Reprodukion der sogenannten slawischen Hangbefestigung im Sanddruckverfahren geplottet. Auf Grund der Größe der Fläche wurde der Plot in mehreren Einzelteilen erstellt, nach Lübeck verbracht und dort von uns montiert. Da die Elemente des Bodenprofils aus epoxitgehärtetem Sand nur die Oberfläche des sogenannten slawischen Hanges abbildeten entwickelten wir für die Montage der schweren Bodenimitate eine tragfähige Unterkonstruktion, um wieder auf das gewollte Niveau zu kommen. Für die Einbringung des reproduzierten Hangs wurde eine Edelstahlunterkonstruktion passgenau geschweißt und vor Ort eingepasst. Nach der Montage der Plots wurden die einfarbig hell gefassten Einzelteile des Sanddrucks abschließend vor Ort retuschiert und in ihrer Farbfassung dem originären Grabungsbefund mit seinen diversen Straten und Einschlüssen angeglichen. Für den Museumsbesucher fügt sich der Plot heute unauffällig in die vorhandene Grabungsfläche ein.
Ein anderer Weg wurde bei der Präsentation von mittelalterlichen Hölzern im Museumsraum gewählt. Es wurden durch unser Team hochwertige Repliken angefertigt, die für eine funktionierende Visualisierung sämtliche relevanten Informationen der Originale transportieren und möglichst realistisch in Materialität und Oberflächenstruktur erscheinen mussten. Die Wahl fiel mit Blick auf die erforderliche Exaktheit auf das Silikonabformverfahren. Sowohl von einer mittelalterlichen Holzkonstruktion aus Brettern und Balken als auch von einer um ein vielfaches größeren mittelalterlichen Wasserleitung aus Eichenholz erstellte RAO originalgetreue Kopien. Die etwa 5 Meter lange Replik der mittelalterlichen Wasserleitung wird inzwischen im Innenhof des Europäischen Hansemuseums präsentiert.
3D Visualisierung | ©Trigonart