PROJEKTE – Kandake El Hassa

 
seit 2011

Kandake El Hassa.

STANDORT
AUFTRAGGEBER
Sudan, El Hassa
Section Française de la direction des antiquités du Soudan | Mission archéologique ÎLE de MÉROÉ
MATERIAL
ARBEITSFELD
Putzfragmente, Farbfassungen
Museale und archälogische Restaurierung
seit 2011

Kandake El Hassa.

STANDORT
Sudan, El Hassa
AUFTRAGGEBER
Section Française de la direction des antiquités du Soudan | Mission archéologique ÎLE de MÉROÉ
MATERIAL
Putzfragmente, Farbfassungen
ARBEITSFELD
Museale und archälogische Restaurierung

Bergung und Konservierung reliefierter Tempeldekoration

Seit 2000 gräbt ein französisches Team in El Hassa im sudanesischen Butana-Gebiet, historisch auch die Insel von Meroe genannt. Die Grabungsstätte liegt am rechten Nilufer, 20 km südlich der Pyramiden von Meroe, der damaligen meroitischen Hauptstadt. Heute wissen wir, dass einer ihrer Haupttempel dem Gott Amun geweiht war. Er lag im Zentrum der Anlage – und auf ihn ausgerichtet eine Allee aus 14 Widdern. Errichtet wurde der Amuntempel durch den meroitischen König Amanakhareqerema in der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts. Ein Team von RAO ist dort seit 2011 mit der Entwicklung und Umsetzung von Konzepten zur Restaurierung meroitischer Grabungsfunde betraut. Aus Sandstein gefertigte Widder-Skulpturen sowie farbige Relieffragmente einer nubischen Königin „Kandake“ aus Putz – beides Fundkomplexe aus dem Amuntempel – wurden bislang konservatorisch und naturwissenschaftlich analysiert, restauriert und für eine zukünftige Präsentation vorbereitet.

Ausgrabung Kandake El Hassa

Der Fund der Kandakedarstellung stellt eine Besonderheit dar, da es sich um ein sehr großes reliefiertes Fragment des ehemaligen Reliefputzes der Außenwand des Amuntempels handelt. Das Bauwerk bestand weitestgehend aus Ziegelmauerwerk, das ehemals mit einem teilweise vertieft, teilweise erhaben ausgearbeiteten Relief verputzt gewesen ist: bis dato einmalig im Sudan. Bei dem einzigartigen Fund handelt es sich um einen Wandabschnitt der südlichen Seitenansicht des Tempelpylons. Vermutlich in Versturzlage hatte der Fund im Sand geschützt die vergangenen 2000 Jahre überdauert. Erhalten sind die Hüftpartie der Kandake sowie Unterkörper und linker Unterarm mit Hand, welche ein kugelförmiges Attribut an einem Stab hält. Die noch vorhandene Farbfassung war 2013 nach der Bergung nur noch in Teilen sichtbar. Im Zuge der Restaurierung 2014 erschlossen sich weitere Details des Körpers sowie der Farbgebung des Reliefputzes.

Unser Team – federführend die Restauratorin Dunja Rütt – wurde 2013 damit betraut, das Relief zu sichern, zu bergen und grundlegend konservatorisch zu behandeln. Es wurde dazu zunächst am Fundort freigelegt und gereinigt. Anschließend erfolgten Notsicherung und Stabilisierung. Zahlreiche mit Sand gefüllte Risse und Hohlstellen gefährdeten das empfindliche Objekt. Um die Oberflächen zu sichern, wurde eine Kaschierung aufgebracht und eine Trägerplatte vor der Wandmalerei fixiert. Nach der Bergung wurde die Königinnendarstellung auf einem neuen Träger umfangreich konserviert. Während mehrere Kampagnen 2014-2017 wurden weitere geborgene reliefierte und farbig gefasste Putzfragmente ursprünglich überlebensgroßer Figurendarstellungen aus dem Grabungskontext der Kandake bearbeitet. Bis dato ist das „komplette Puzzle“ noch nicht gelöst. Insgesamt handelt es sich um über 40 Kisten mit Fragmenten. Mit dem Ziel, die Gesamtdekoration zu rekonstruieren, wurden die Funde gesichtet und sortiert.

Möglichst viele Fragmente wurden konserviert und notgesichert, passende Fragmente zur Präsentation auf einem Träger fixiert. Dabei wurde immer auch nach möglichen Anpassungen an das restaurierte Großfragment der „Kandake“ gesucht, passende Teile ergaben sich trotz eingehender Untersuchungen der Fassungen bisher nicht. Die Farbbefunde lassen jedoch darauf schließen, dass es sich mindestens um eine zweiphasigen Tempeldekoration handelt.