PROJEKTE – Naga Archäologischer Park
Die ehemalige Königstadt Naga ist eine einzigartige Denkmallandschaft meroitischer Kunst und Architektur im Sudan. Seit 2014 gehört sie zum UNESCO-Weltkulturerbe. Naga liegt ca. 160 km nordöstlich von Khartum in der Butana-Steppe im Wadi Awatip. Aus ihrer Blütezeit 200 v. bis 250 n. Chr. stammen die zum Teil gut erhaltenen Tempel und die unter vielen Ruinenhügeln verborgenen Gebäude – Zeugnisse eines vergangenen bedeutenden städtischen Zentrums meoritischer Kultur. Vier Tempel, die die zweitausend Jahre überdauerten, prägen seit den ersten Beschreibungen durch frühe Reisende und Expeditionen des 19. Jh. das Bild von Naga.
Erste Ausgrabungen begannen in den 1990er Jahren – damals noch unter der Leitung des Ägyptischen Museums Berlin. Seit 2013 forscht in Naga das Staatliche Museum Ägyptischer Kunst München.
Die archäologische Stätte Naga ist kein unbewohnter Ort. Beduinen, die in der Nähe der antiken Stadt leben, nutzen täglich den Brunnen im Zentrum. Abseits von Straßen und den Städten am Nil hat sich Naga seinen einzigartigen Charakter seit den ersten Beschreibungen des 19. Jahrhunderts bis heute bewahrt.
Archäologische Grabungen und die Eingriffe der Restaurierung hinterlassen immer Spuren. Bei allen Eingriffen gilt die Prämisse, die Veränderungen am vorgefundenen Zustand so gering wie möglich zu halten und den Charakter des kulturhistorischen Denkmals zu erhalten.
Seit 2000 sind wir Teil des interdisziplinären Teams. Die zahlreichen Bodenfunde stehen ebenso im Fokus der Restaurierung wie die Architektur und ihre Fragmente mit z.T. bemalten und reich verzierten Oberflächen und Ornamentik. Im Zuge unserer Arbeiten wurden neben grundlegenden restaurierungsethischen Überlegungen Richtlinien und Methoden künftiger Restaurierung erforscht und entwickelt, die inzwischen Maßstäbe setzen für Baudenkmäler und Bodenbefunde im semiariden Klima des Sudan.
Besonders hervorzuheben ist die umfangreiche Restaurierung der Hathorkapelle. Aufgrund struktureller statischer Probleme wurde das Bauwerk durch unser Team teilweise abgebaut und nach grundlegender Konservierung exakt wieder aufgebaut. Dank der Möglichkeit zerstörte Architekturelemente durch Kopien auf der Basis von 3D-Scan Daten zu ersetzen, hat sich das Bild der Kapelle auch nach erfolgter Restaurierung nur minimal verändert.
Auch war es möglich, Teile einer mit Reliefs verzierten Wand des komplett eingestürzten und weitgehend zerstörten Tempel 200 zu konservieren, aus dem Fundkontext zu bergen und nach sehr aufwendiger Konservierung im Ägyptischen Museum Berlin zu präsentieren.
CAD Pläne, 3D Visualisierung | ©Trigonart