PROJEKTE – Neue Nationalgalerie Intervention Sticks and Stones
Von 2015 bis 2021 wurde die von Ludwig Mies van der Rohe 1968 errichtete Neue Nationalgalerie unter der Leitung des Büros David Chipperfield Architects (DCA) denkmalgerecht saniert. Als Prolog war für den Herbst 2014 David Chipperfields Intervention „Sticks and Stones“ vorgesehen: 144 raumhohe geschälte Fichtenstämme sollten die offene Glashalle temporär in einen Säulensaal verwandeln. Durch den Verein der Freunde der Nationalgalerie wurde RAO mit der Planung und Realisierung betraut. Die besondere Herausforderung bestand darin, die über 8 Meter langen und bis zu 1.000 kg schweren Fichtenstämme mit der gebotenen Sorgfalt in der denkmalgeschützten Neuen Nationalgalerie in nur zwei Wochen aufzurichten. Für den Abbau standen sogar nur zwei Tage zur Verfügung, da unmittelbar im Anschluss die Konzerte der Band Kraftwerk in der Halle stattfanden. Die Konzeption zur Aufstellung folgte der klaren Struktur des Gebäudes. Die 144 Stämme wurden jeweils unter den Kreuzungspunkten der stählernen Dachkonstruktion und über den Schnittpunkten der Bodenplatten aus Granit positioniert.
Anspruchsvolle Vorgaben zur Statik mussten bedacht und umgesetzt werden. Und es war durch verschiedene Maßnahmen auszuschließen, dass sich angesichts der großen Menge organischen Materials in der Ausstellungshalle Schimmel auf den Oberflächen der Fichtenstämme bildete. Von Oktober bis Dezember 2014 dominierte Chipperfields „Sticks and Stones“ diesen besonderen Ort. Innerhalb einer 200 Quadratmeter großen Lichtung fanden zudem verschiedene Veranstaltungen statt, unter anderem das „Festival of Future Nows“ unter der Leitung von Olafur Eliasson. In dem 2.500 Quadratmeter großen, vollständig stützenfreien Raum erzeugten die Stämme vielfältige Assoziationen zur Geschichte des Bauens und der Säule, zum antiken Tempelbau, zu Aspekten von Innen und Außen in der Architektur der Moderne sowie nicht zuletzt zum Mythos des deutschen Waldes. Die ca. 100 Jahre alten Fichten wurden bei Kühlungsborn an der Ostsee für die Intervention gefällt und geschält und anschließend nach Berlin transportiert. Nach dem Abbau im Januar 2015 wurden sie der regulären Holzverarbeitung zugeführt.