PROJEKTE – Neues Museum Ägyptische Architekturen

 
Ausstellung Neues Museum Ägyptische Architekturen
2004 – 2009

Neues Museum Ägyptische Architekturen.

STANDORT
AUFTRAGGEBER
Staatliche Museen zu Berlin, Neues Museum | Ägyptisches Museum und Papyrussammlung
Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung | Stiftung Preußischer Kulturbesitz
PLANUNGSSTUFE
ARBEITSFELD
LP 1-9; Kalkstein mit Stuckauflagen und Farbfassung
Restauratorische Planung
2004 – 2009

Neues Museum Ägyptische Architekturen.

STANDORT
Staatliche Museen zu Berlin, Neues Museum | Ägyptisches Museum und Papyrussammlung
AUFTRAGGEBER
Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung | Stiftung Preußischer Kulturbesitz
MATERIAL
LP 1-9; Kalkstein mit Stuckauflagen und Farbfassung
ARBEITSFELD
Restauratorische Planung

Baugebundene Exponate | Restaurierung und Wiederaufstellung

Durch die Wiedervereinigung Deutschlands konnte auch die nach dem 2. Weltkrieg in Ost und West geteilte Sammlung des Ägyptischen Museums Berlin wieder zusammengeführt werden. Mit der Entscheidung, die Ruine des Neuen Museums, das von 1855 bis 1945 die altägyptischen Bestände beherbergt hatte, zu restaurieren und zu ergänzen, erwuchs zudem die Möglichkeit, die wiedervereinigte Sammlung am früheren Ort neu zu präsentieren. Eingebunden in die Planungen zum Wiederaufbau des Neuen Museums, wurde RAO 2004 mit der Aufgabe betraut, die Restaurierung und Aufstellung altägyptischer Architekturelemente des Alten Reichs im Neuen Museum zu planen, auszuschreiben und zu überwachen.

Hierbei handelte es sich insbesondere um drei Opferkammern aus den Pyramidenbezirken von Giza und Saqqara sowie um Fragmente monumentaler Tempelreliefs der Pharaonen Sahurê und Niuserrê aus Abusir, insgesamt ca. 500 Einzelteile. Keines der Exponate war nach dem 2. Weltkrieg noch vollständig öffentlich gezeigt worden. Die Opferkammern stellen mit Reliefs und Hieroglyphen dekorierte und in der Regel farbig gefasste Innenräume der Grab-Mastabas dar. Die einzelnen Bauteile waren durch die preußische Expedition unter der Leitung von Richard Lepsius in den 1840er Jahren in Ägypten drastisch auf „handlichere Formate“ zurückgearbeitet worden, um beim Transport nach Berlin Gewicht und Volumen zu sparen. Die Darstellungen der einst monumentalen Tempelreliefs lagen nur noch als weitgehend unzusammenhängende Bruchstücke vor. Sie bilden den spärlichen Rest einer ursprünglich reichen Tempeldekoration, der die in römischer Zeit beginnende und bis ins 20. Jahrhundert dauernde Zerstörung überdauert hatte. An den Opferkammern und Tempelreliefs zeigten sich neben relativ hohen Konzentrationen löslicher Salze und niedrigen Festigkeitswerten, zum Teil erhebliche Gefährdungen der feinen Flachreliefs. Unter anderem hatten frühere Konservierungsmaßnahmen zu irreversiblen Veränderungen der Originale, zum großflächigen Verlust der ursprünglichen Farbigkeit und zur partiellen Ablösung der dekorierten Sichtoberflächen geführt.

In engem Austausch mit dem Ägyptischen Museum Berlin sowie mit verschiedenen internationalen Museen und Konservierungsinstituten, die über Erfahrungen mit vergleichbaren Kalksteinobjekten verfügten, wurde die Konzeption zur Restaurierung und musealen Präsentation entwickelt.
Die konservierungsrelevanten Bedingungen der erhaltenen Originale sowie Art und Umfang ihrer Fragmentierung waren ebenso wie ägyptologische, konstruktive und nicht zuletzt gestalterisch/ästhetische Überlegungen in den Planungsprozess einzubeziehen. Vor allem der architektonische Charakter der Exponate und ihre bauzeitlichen Dimensionen und Konstruktionsprinzipien sollten in der Neuaufstellung deutlich werden. Die Planungsprämissen lauteten „Betonung des erhaltenen Originals“ und „so viel Architektur wie möglich“. Auf der Grundlage von allseitigen 3D-Scans sämtlicher Bauteile und Fragmente wurden gemeinsam mit den ÄgyptologInnen zunächst virtuelle Modelle der Exponate erstellt. Fehlende Elemente sowie konstruktiv erforderliche Ergänzungen konnten am Rechner passgenau geplant und anschließend unter Verwendung der 3D-Datensätze berührungsfrei in Kunststein hergestellt werden. Gleichermaßen wurden für die monumentalen Reliefs Kunststeintafeln in den bauzeitlichen Dimensionen, mit exakten Aussparungen zur Aufnahme der originalen Bruchstücke, produziert.
Die Aufstellung der ursprünglich sehr engen Opferkammern erfolgte auf einem diagonal geweiteten Grundriss, sodass das Publikum die Kammern heute durchqueren und alle dekorierten Oberflächen betrachten kann, ohne dass das Gefühl, sich in einem altägyptischen Innenraum zu befinden, verloren ginge. Die Aufstellung der Architekturen im Neuen Museum erfolgte ohne sichtbare äußere Konstruktionen. Durch die scanbasierte, berührungsfreie Herstellung der Ergänzungen wurde eine schonende Methode zur Komplettierung fragmentierter und empfindlicher Exponate umgesetzt.
3D Visualisierung | ©Trigonart