PROJEKTE – Europäisches Hansemuseum

 
2014 – 2015

Europäisches Hansemuseum.

STANDORT
AUFTRAGGEBER
Hansestadt Lübeck
Europäisches Hansemuseum Lübeck | Possehl-Stiftung
MATERIAL
ARBEITSFELD
Archäologischer Bodenbefund
Museale und archälogische Restaurierung
2014 – 2015

Europäisches Hansemuseum.

STANDORT
Hansestadt Lübeck
AUFTRAGGEBER
Europäisches Hansemuseum Lübeck | Possehl-Stiftung
MATERIAL
Archäologischer Bodenbefund
ARBEITSFELD
Museale und archälogische Restaurierung

Integration des archäologischen Grabungsfeldes in das heutige Hansemuseum

Als Teil des 2015 eröffneten Europäischen Hansemuseums Lübeck wurde unterhalb des alten Burgklosters an der Untertrave ein Neubau über der archäologischen Grabung und den Resten verschiedener Bestandsgebäude errichtet. Dem heutigen Besucher präsentiert sich die Momentaufnahme einer Ausgrabungsstätte: Relikte verschiedener Epochen aus diversen Materialien sowie der anstehende Boden mit archäologischen Schnitten und ablesbaren Schichtprofilen. 2013 wurde RaOmit der Transformation eines bis dato Außenraumes in einen musealen Innenraum beauftragt. Es galt ein konservatorisches Konzept zu entwickeln und zu realisieren, das sowohl den Ansprüchen und Erfordernissen der Museumssituation gerecht wird als auch verantwortlich mit dem zu schützenden Bodendenkmal umgeht. Eine Aufgabe, die zahlreiche Fragestellungen aufwarf. Hauptaufgaben für unser Team waren eine sorgfältige Konservierung zu präsentierender Originale, die getreue Rekonstruktion zu ersetzender archäologischer Objekte und ganz wesentlich der konservatorisch und museumsdidaktisch adäquate Umgang mit dem anstehenden Erdreich und den darin enthaltenen Informationen.

Zunächst galt es Erhaltungsmaßnahmen und Präsentationsmöglichkeiten der archäologischen Befunde und Stratigraphien festzulegen, sowie Möglichkeiten der Restaurierung und Präsentation von Bodenfunden, Maßnahmen zur Regulierung der Bodenfeuchte, Festigungsmaßnahmen innerhalb der Grabung sowie notwendige Bedingungen für den Ausschluss biogener Besiedlungen. Die konservatorische Behandlung der Grabungsfläche für die museale Präsentation, wie die restauratorische Begleitung des Trocknungsprozesses und die oberflächennahe Verfestigung des Bodens, wurden vorab durch uns erprobt. Miteinbezogen wurden auch Realisierungen und Auswertungen vergleichbarer Konzepte in anderen Museen. Architektonische Strukturen innerhalb des Grabungsfeldes, wie Wände, Ziegellagen sowie ein Steinbrunnen, wurden erhalten. Konservatorische Maßnahmen dienten namentlich der Bewahrung des Bestandes. Umgesetzt wurden Verfahren zur restauratorisch/technischen Sicherung der betreffenden Materialien, wie Reinigung, Riss-, Fugen- und Hohlstellenbehandlung und Festigung. Sämtliche Eingriffe sollten sich dezent in das Gesamterscheinungsbild der erhaltenen archäologischen Befunde einfügen.

Aufgrund des Wechsels vom bewitterten und durchfeuchteten Außenraum in einen klimatisierten Innenraum, sowie der ausgesprochen heterogenen Beschaffenheit des Areals, brachte vor allem die Bewahrung des anstehenden Bodens im geplanten Museumsraum komplexe konserva- torische Herausforderungen mit sich. In der Bauwirtschaft übliche Verfahren zur Bodenverfestigung schlossen sich durch den Status des Bodendenkmals aus. Das archäologische Grabungsareal im neuen Museum zu erhalten und im Rahmen eines Museumraumes didaktisch erlebbar zu machen, bleibt ein fortwährendes Experiment. Da andernfalls größere Verluste zu erwarten waren wurden besonders gefährdete Bereiche, wie z.B. archäologische Profile, einer Bodenfestigung unterzogen. Bereits entstandene Schwund- und Trocknungsrisse wurden geschlossen, lose Erdschollen hinterfüllt und gesichert, Oberflächen retuschiert. Es handelt sich allerdings auch weiterhin um einen organischen lebendigen Bodenbefund, der permanenten Veränderungen unterworfen ist und kontinuierlich gewartet und konsolidiert werden wird.

In manchen Bereichen war die Konservierung der sich unterschiedlich zusammensetzenden Bodenschichten aufgrund unkontrollierbaren Wasser- eintrages und einer Vielzahl an enthaltenen organischen Materialien nicht zu realisieren. Als Ersatz wurden durch uns Rekonstruktionen produziert. Ein Bereich des Bodenbefundes wurde im Sanddruckverfahren reproduziert. Von Objekten aus organischen Materialien wurden originalgetreue Kopien im Silikonabformverfahren angefertigt.