PROJEKTE – Kanzel Dom Güstrow

 
2012 – 2013

Kanzel Dom Güstrow.

STANDORT
AUFTRAGGEBER
Güstrow
Ev.-Luth. Domgemeinde Güstrow
MATERIAL
ARBEITSFELD
Cottaer Sandstein
Baudenkmalpflege und Restaurierung
2012 – 2013

Kanzel Dom Güstrow.

STANDORT
Güstrow
AUFTRAGGEBER
Ev.-Luth. Domgemeinde Güstrow
MATERIAL
Cottaer Sandstein
ARBEITSFELD
Baudenkmalpflege und Restaurierung

Restaurierung von Kanzel und anschließenden Wand- und Fussbodenbereichen

Der Dom in Güstrow entstand in mehreren Bauperioden vom 12. bis 15. Jh. Die Kanzel wurde 1565 von Johann Baptist Parr, dem Bruder des Schlossbaumeisters Domenicus Parr, errichtet. Sie erinnert an die Torgauer Schlosskapelle, den ersten evangelischen Kirchenbau in Deutschland. Bemerkenswert ist die Rundform der Kanzel. Die Form kann nur bis 1570 nachgewiesen werden und ist in dieser Zeit ein Bekenntnis zur Reformation. Sie ist aus Cottaer Sandstein gefertigt, ihre ursprüngliche Farbgestaltung war polychrom und wies viele vergoldete Bereiche auf. Die Gestaltung wurde wahrscheinlich im Zuge umfassender Restaurierungsmaßnahmen um 1865-1870 zugunsten einer einheitlich grauen Farbgebung mit Temperafarbe verändert.

Schadensbild und Maßnahmen

Die Kanzel setzt sich aus Kanzelkorb, Kapitell, Kanzelsäule und Basis zusammen. Zur Kanzel führt eine steinerne Treppe mit Brüstung. Auf den Relieftafeln der Kanzel sind biblische Szenen dargestellt. Das Kapitell unterhalb des Kanzelkorbes besteht aus vier Engelskaryatiden.
RAO wurde 2012 mit der Restaurierung der Kanzel, sowie der umliegenden Wand- und Fußbodenbereiche beauftragt. Es lagen gravierende Schäden vor, die v.a. auf statisch-konstruktive Mängel und auf eine intensive Feuchte- und Salzbelastung zurückzuführen waren. Die Feuchtebelastung führte zur Korrosion der Halte- und Trageanker des Kanzelkorbes und daraus resultierend zu Rissen und Rostsprengungen im Naturstein und statisch problematischer Verformung des Kanzelkorbes. Die vorhandenen leicht löslichen Salze bedingten weitere Schädigungen an Sandstein und Farbfassung. Die Temperafassung des 19. Jahrhunderts hatte zudem auf Grund ihrer öligen Beschaffenheit Ruß und Schmutzpartikel eingebunden.
Ziel der Restaurierung war die Wiederherstellung der Tragfähigkeit der Kanzel und ihre komplette Restaurierung und Neufassung. Alle stark korrodierten Eisenklammern und -verankerungen wurden ausgebaut, überprüft und ggf. ausgetauscht. Brüstungsabdeckung, Brüstungsplatten, Fußprofile und die gemauerte Wandanbindung wurden demontiert, sowie die Zementestrichüberdeckung und die Ziegelauflage des Kanzelbodens entfernt. Vorab war bereits eine Vorfestigung der Fassungen auf Putz und Sandstein erfolgt und eine Sicherung geschädigter Bereiche.

Die Umfangreiche Restaurierung umfasste neben dem Entfernen von schädigenden Salzen und der grundlegenden Konsolidierung der Einzelteile auch die bildhauerischen Ergänzungen der fehlenden Bereiche in Sandstein. Anschließend wurden alle Bauteile neu versetzt, mit Armierungen versehen und verbleit. Durch den Austausch der korrodierten Eisenarmierungen durch Edelstahl und die Behandlung der noch tragfähigen Eisen mit Rostschutz wurde die Wirkungsweise der historischen Konstruktion wiederhergestellt. Gleiches erfolgte mit Blick auf die Statik der Säule, auch diese konnte über Edelstahlanker wieder an die Wand angebunden werden.
Die verputzten Bereiche unterhalb der Treppenbrüstung und des nördlichen Wandanschlusses wurden erneuert. Nach Abschluss der Arbeiten wurden Säule, Basis und die verputzten Wandbereiche neu gefasst. Für die Säule und die Brüstungsabdeckungen von Treppe und Kanzel wurde eine eigens hergestellte Temperafarbe benutzt.