PROJEKTE – Eisenzeitliche Metallwerkstatt
Im Rahmen eines interdisziplinären Forschungsprojekts in den Jahren 2009-10 und 2012 wurden im Dreiborntal bei Siegen-Niederschelden zwei kuppelförmige Verhüttungsöfen der Latènezeit mit einer zugehörigen Schlackenhalde, einer Röstgrube sowie Pfostenspuren einer Bebauung ausgegraben. Überdies konnte eine Schmiedehalde freigelegt werden, und es ließ sich im archäologischen Befund ein Recyceln der latènezeitlichen Schlacken im Mittelalter feststellen. Aufgrund der herausragenden kulturhistorischen Bedeutung des Fundes wurde er als Bodendenkmalunter Schutz gestellt, und die Stadt und der Kreis Siegen beschlossen, die Errichtung eines Schutzbaus über einem Ausschnitt der Grabungsfläche zu realisieren, in dem sich die wichtigsten Befunde der Eisenzeit und des Mittelalters befinden.
Die Chance, die in die Latènezeit datierte und mehrfach nachgenutzte Eisenwerkstatt in Siegen-Niederschelden dauerhaft zu erhalten und Besuchern zugänglich zu machen ist ein wahrer Glücksfall, stellt alle Beteiligten allerdings vor besondere Aufgaben und überträgt ihnen auch eine außerordentliche Verantwortung. Einerseits soll der Fund so pur und unverändert wie möglich bewahrt und in seinem gewachsenen Kontext präsentiert werden, andererseits sind erfahrungsgemäß diverse Maßnahmen zur substanziellen und statischen Konsolidierung erforderlich, die das Erscheinungsbild durchaus verändern können. Für die Entwicklung einer fundierten Konzeption zum angemessenen Umgang mit dem freiliegenden Bodenfund war zunächst die detaillierte Erfassung und Analyse von Bestand, Zustand und Schadensmechanismen vonnöten.
Anschließend im Labor durchgeführte Testreihen zur Behandlung spezifischer Schäden und zur Konsolidierung gefährdeter Bereiche lieferten die Basis für die späteren Maßnahmen. Erfahrungswerte aus ähnlich gelagerten Projekten, wie dem Europäischen Hansemuseum in Lübeck, waren ausgesprochen hilfreich für die Definition einer schlüssigen Restaurierungsstrategie. Die fachgerechte Konsolidierung entfestigter Materialien stellte angesichts des kontinuierlich aufsteigenden Grundwassers im Bodendenkmal am Gerhardsseifen eine besondere Herausforderung dar. Zunächst erfolgte die Kartierung der sichtbaren Schäden und der geplanten Eingriffe. Eine zentrale Aufgabe stellte die Trockenreinigung der gesamten Grabungsfläche und die Entfernung aller fremden Materialien dar. Bereiche mit Schimmelbefall und sonstiger biogener Besiedlung wurden vorsichtig behandelt und strukturell beeinträchtigte Oberflächen gefestigt. Die Konsolidierung stärker gefährdeter Bereiche erfolgte mittels dezent integrierter innen- oder außenliegender Stützkonstruktionen.
Ziel der laufenden Maßnahmen ist die langfristige Bewahrung der archäologisch freigelegten eisenzeitlichen und mittelalterlichen Eisenverhüttungsstätte mit dem typischen Erscheinungsbild einer Ausgrabung. Die bessere Lesbarkeit der verschiedenen Elemente und Zeitschichten wird lediglich durch die Reinigung erzielt, die Farbigkeiten, Materialeigenschaften, Formen und Oberflächenqualitäten deutlicher werden lässt. Eine komplettierende Ergänzung z. B. der Öfen ist ausdrücklich nicht vorgesehen. Vielmehr soll der Besucher mit Hilfe verfügbarer textlicher und illustrativer Informationen in die Lage versetzt werden, die ursprünglichen Erscheinungsbilder des Ortes vor dem inneren Auge erstehen zu lassen.