PROJEKTE – Almaqah Tempel Wuqro
Der Al Maqah Tempel von Meqaber Ga´ewa befindet sich in der Nähe der Stadt Wuqro im Bundesstaat Tigray in Nordäthiopien. Im Rahmen von äthiopischen und deutschen Ausgrabungen (DAI) in einem der ältesten Baudenkmäler Äthiopiens, einem Heiligtum des sabäischen Mondgottes Almaqah aus dem 8. bis 6. Jh. vor Chr., kamen 2007 bedeutende Steinobjekte zum Vorschein. Es handelte sich um Kultinventar des Tempels, unter anderem einen Libationsaltar in perfektem Erhaltungszustand. Aufgrund der Bedeutung und der herausragenden künstlerischen und handwerklichen Qualität der Objekte wurde entschieden, diese nach Abbau und Konservierung vor äußeren Einflüssen zu schützen. Seit 2015 werden sie dazu im neuen archäologischen Museum in Wuqro präsentiert. Um dem Verlust an originalem Kontext und Authentizität des Ortes entgegenzuwirken, wurden durch uns hochqualitative Repliken des Kultinventars erstellt und am ehemaligen Fundort in einem Open Air Museum errichtet.
Es handelte sich um mehrere Kultobjekte aus lokalem Kalkstein: Der Opferaltar ist aus 12 weitestgehend rechtwinkligen Kalksteinblöcken zusammengefügt. Die Außenwände ähneln der Fassade eines Gebäudes und zeigen eine bedeutende königliche Weihinschrift. Zu dem Altar gehört eine Rinne für Opferflüssigkeit und ein kleines Steinbecken, in das die Rinne mündet. Bei den anderen Objekten handelt es sich u.a. um zwei kleine Altäre und eine Votivstatue einer Frau. Nach Dokumentation und Vermessung im Grabungskontext wurden die Objekte im Beisein der Archäologen behutsam abgebaut, entnommen und ins Grabungshaus gebracht.
Nach ausführlicher makroskopischer Untersuchung erfolgte die konservatorische Behandlung. Einige Objekte zeigten Schäden wie z.B. Risse auf. Neben einer sorgfältigen Reinigung wurden gebrochene Partien verklebt und statisch relevante Bereiche zusätzlich armiert. Für eine gelungenen Visualisierung der ursprünglichen Situation galt es Repliken zu produzieren, die den originalen Kultgegenständen so exakt wie möglich entsprechen. Wir entwickelten dazu ein Verfahren, das sowohl konservatorisch als auch mit den vor Ort gegebenen Mitteln und Bedingungen funktioniert. Die Reproduktion erfolgte im Silikonabformverfahren. Diese Technik ist nicht berührungsfrei da eine Silikonform direkt auf das Original aufgebracht wird. Die Struktur des Kalksteines und aller Oberflächen war in diesem Fall aber so beschaffen, dass sie den damit verbundenen Belastungen problemlos standhalten konnte. Nach dem Schutz der Oberflächen durch ein reversibles System wurde zunächst eine Silikonhaut aufgetragen sowie eine mehrteilige Negativform aus Gips konstruiert.
Vor dem eigentlichen Guss des Kunststeines wurde die Rezeptur bereits weitestgehend auf das Originalmaterial eingestellt. Insgesamt wurden ca. 2000 kg Gussmaterial in die Negativform eingebracht. Die größeren Objekte bekamen eine stabilisierende Armierung. Nach dem Ausformen der Kunststeingüsse wurden die Oberflächen retuschiert und in ihrer Farbigkeit abschließend an die Originale angepasst. Alle Kopien konnten so getreu den historischen Originalen an ihren originären Positionen im Heiligtum aufgebaut werden. Die wertvollen Originale hingegen sind in Zukunft geschützt und werden der Öffentlichkeit seitdem im Museum von Wuqro präsentiert.