PROJEKTE – Nikolaikirche Berlin

 
2016 – 2021

Nikolaikirche Berlin.

STANDORT
AUFTRAGGEBER
Berlin, Nikolaiviertel
Berliner Immobilienmanagement GmbH
PLANUNGSSTUFE
ARBEITSFELD
LP 1-9; Feldstein- und Ziegelmauerwerk, Putz, Bronze, Eisen
Restauratorische Planung
2016 – 2021

Nikolaikirche Berlin.

STANDORT
Berlin, Nikolaiviertel
AUFTRAGGEBER
Berliner Immobilienmanagement GmbH
MATERIAL
LP 1-9; Feldstein- und Ziegelmauerwerk, Putz, Bronze, Eisen
ARBEITSFELD
Restauratorische Planung

Nikolaikirchturm | Fassadensanierung

Die Nikolaikirche ist ein Denkmal von herausragender Bedeutung. Sie spiegelt eine lange Geschichte von Bauen und Erneuern, von Zerstörung, Wiederaufbau und Reparatur wider. So bedeutende Persönlichkeiten wie die Bildhauer Andreas Schlüter und Johann Georg Glume sowie der Architekt und Stadtbaurat Hermann Blankenstein sind mit dem Bauwerk verbunden. RAO ist seit vielen Jahren mit verschiedenen Teilprojekten zur Bewahrung des Denkmals betraut. Die ehemalige Ratskirche wurde im 13. Jh. erbaut und ist eines der ältesten Gebäude in Berlin-Mitte. Über die Jahrhunderte wurde sie mehrfach umgebaut und stilistisch verändert, bis ein Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg sie fast völlig zerstörte. Nach dem Krieg blieb sie fast 40 Jahre im Ostteil Berlins als Ruine stehen, wurde aber zur 750-Jahr-Feier im Jahr 1987 wiederaufgebaut. Heute gehört die Nikolaikirche zum Stadtmuseum Berlin. Sie steht als Baudenkmal unter Denkmalschutz und ist Bestandteil des Gesamtdenkmals Nikolaiviertel.

Nikolaikirche Berlin

Die Turmfassade der Nikolaikirche ist von den verschiedenen Bauperioden des Kirchengebäudes geprägt: Der Turmsockel stellt den frühgotischen, aus Feldsteinen gemauerten Westbau der Kirche dar, der in vier Geschosse gestuft ist. Darüber befindet sich die charakteristische, neugotische Doppelturmfassade aus Ziegelmauerwerk, die die Kirche erst Ende des 19. Jahrhunderts erhielt. Die Turmhelme aus Kupfer über beplankten Stahlskeletten wurden in den 1980er Jahren dem Vorkriegszustand entsprechend neu angefertigt.

Im Dezember 2019 wurde RAO durch die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) mit der Objektplanung LP 1-9 zur denkmalgerechten Sanierung des Turmfassaden beauftragt. Bei der Begutachtung des Nikolaikirchturms im Jahr 2018 waren diverse Schadensbilder im Bereich des Doppelturmes und des Turmsockels identifiziert worden, die die umgehende Einleitung umfassender Maßnahmen zur Gewährleistung der Verkehrssicherheit sowie zur Bewahrung der Denkmalsubstanz erforderlich gemacht hatten.

Vor allem die starke Schädigung des zum größten Teil aus Tiefengesteinen gebildeten Feldsteinmauerwerks ließ keine standardisierte Vorgehensweise zu. In Folge starker Brandeinwirkung durch Bombentreffer während des Zweiten Weltkriegs, in unmittelbarer Nähe des Turmes und auch im Turm selbst, waren die oberflächennahen Bereiche der Steine von Rissen durchzogen. Im Laufe der Jahrzehnte lösten sich immer wieder Bruchstücke ab, was zu einer potenziellen Gefährdung des begehbaren öffentlichen Raums führte, der bis unmittelbar an die Turmfassade reicht. Hier war ein Konzept zu entwickeln und umzusetzen, das gleichermaßen Substanz und Erscheinung des in den unteren drei Vierteln noch mittelalterlichen Feldsteinsockels bewahrte und die langfristige Verkehrssicherheit des Kirchenvorplatzes gewährleistete.
Die zum Teil ebenfalls noch aus dem Mittelalter stammende Verfugung des Feldsteinsockels war so desolat, dass dauerhaft in die Turmwände eindringendes Regenwasser zu erheblichen Schäden im Kircheninneren geführt hatte.

Kirche und blauer Himmel

In enger Abstimmung mit den Denkmalbehörden wurden alle schadhaften Verfugungen auf Tiefe ausgeräumt und durch einen auf den vorhandenen Mörtel abgestimmten und den spezifischen Anforderungen angepassten Fugenmörtel ersetzt. Alle intakten Bereiche vorhandener Verfugung konnten erhalten werden.
Das Ziegelmauerwerk der Doppeltürme aus dem 19. Jahrhundert sowie die großflächigen Reparaturen von 1987 befanden sich insgesamt in einem guten Zustand. Die Arbeiten hier konzentrierten sich, neben dem partiellen Austausch desolater Ziegel und Verfugungen, vor allem auf die Konsolidierung statisch gefährdeter Bereiche unterhalb der Turmhelme.
Ziel der gesamten Maßnahme war eine langfristige Sicherung des Bestandes, ohne das Gesamterscheinungsbild der Turmfassaden zu verändern. Im Zusammenspiel mit einer zurückhaltenden Reinigung aller Oberflächen sorgten die dezenten restauratorischen Eingriffe dafür, dass die wechselvolle Geschichte der Nikolaikirche auch nach der Sanierung deutlich ablesbar bleibt.

CAD Pläne | ©Trigonart